Homeoffice ade?

"Oder besser formuliert: fokussiere Dich auf das erwünschte Verhalten und nicht auf die Ausnahme."

 


 Sandra L., Personalleitung in einem mittelständischen Betrieb schreibt: Für viele unserer Führungskräfte ist es herausfordernd ihr Team virtuell zu führen. Im Homeoffice erbringen nicht alle die Leistung, die von ihnen erwartet wird. Da sich die Corona-Lage entspannt, wollen nun einige Führungskräfte ihre Teams zurück ins Büro holen, damit sie wieder einen direkten Blick auf ihre Teammitglieder haben. Eine vollständige Rückkehr aller ist jedoch aus Platzgründen nicht machbar. Wie würden Sie vorgehen?

 

 Sven Franke: Eines vorneweg: Sie sind in guter Gesellschaft. Viele Unternehmen stehen vor einer ähnlichen Herausforderung. Bei uns häufen sich die Anfragen von Führungskräften, wie sie mit vermeintlichen „Low-Performern“ in Zeiten von Corona und Homeoffice umgehen sollen. Dabei zeigt sich immer wieder ein übereinstimmendes Reaktionsmuster. Es werden allgemeine Regelungen gesucht, die das missliebige Verhalten Einzelner verhindern oder zumindest begrenzen sollen.

 

 Nadine Nobile: Ja, vor Corona hieß es in vielen Unternehmen: „Bei uns ist gibt es nur im Ausnahmefall Homeoffice“. Und hinter vorgehaltener Hand wurde wurde dann ergänzt “… weil wir Mitarbeiter*innen haben, die das ausnutzen würden.“ Das zeigt, das Verhalten Einzelner führt dazu, dass Regeln für alle getroffen werden. Gut zu erkennen ist die Regelungswut, wenn man sich die eine oder andere Betriebsvereinbarung zum mobilen Arbeiten anschaut. Alleine die Anzahl der Seiten einer solchen Vereinbarung ist schon ein Maß für Misstrauen, das innerhalb einer Organisation herrscht. Bei einem mittelgroßen Technologie-Dienstleister waren es acht Seiten. Bei Microsoft sind es im Vergleich gerade einmal eineinhalb Seiten, inklusive Präambel.

 Sven Franke: Ja, es werden Regelungen getroffen um Missbrauch zu verhindern. Das mag auf der Ebene eines Staates hilfreich sein. Für die Arbeit in Teams ist das kontraproduktiv. Denn dort, wo Menschen zusammenkommen, sollte stets der Regelfall im Fokus stehen. Oder besser formuliert: fokussiere Dich auf das erwünschte Verhalten und nicht auf die Ausnahme.

 

 Nadine Nobile: Das teile ich. Denn diese Art der Regelungen, wirken gerade auf die, die engagiert und pflichtbewusst ihre Arbeit machen, überaus frustrierend. Sie fühlen sich für dumm verkauft. Denn sie werden für das Verhalten anderer bestraft. Und noch schlimmer! Sie werden aus ihrer Sicht auf die gleiche Stufe gestellt und fühlen sich damit am Ende als die Dummen.

 

 Sven Franke: Ja und um das zu verhindern, ist es an der Führungskraft sich dem jeweiligen Ausnahmefall individuell zu widmen. Das bedeutet, dort den Handlungsrahmen konsequent abstecken, wo das erwünschte Verhalten verlassen wird oder gar schädliches Verhalten zu Tage tritt. Dafür muss ich genau dort, wo es für mich am unangenehmsten ist, erst mal rein. Dies wird oft vermieden, weil wir als Menschen alles andere als konfliktfreudig sind. Mir persönlich half es als Führungskraft mich darauf zu fokussieren, für wen ich das tue. Nämlich genau für die Kolleg*innen, die sich Tag für Tag einbringen und sich dem Unternehmen verpflichtet fühlen.

 

Mit Regelungen, die das Homeoffice betreffen, haben wir uns bereits im Juni 2018 auseinandergesetzt. Klicken Sie hier, wenn Sie noch etwas weiter stöbern möchten.


Dieser Beitrag ist in der Juli-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort 38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen. 



Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen  nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.



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