Wie agieren Sie in Unsicherheit?

                              ,,Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.''

                                                                                                                                              Joachim Ringelnatz


Wie weit reicht Ihre Planung in die Zukunft? Welche Vorhersagen wagen Sie noch zu treffen? Die Halbwertszeit von Prognosen hat sich in den letzten Jahren stark verkürzt. Daraus folgt: der souveräne Umgang mit Unsicherheit wird zum Schlüssel für die Handlungsfähigkeit von Menschen wie Organisationen.

 

Wie Menschen mit Unsicherheit umgehen, kann man sehr gut in der Bahn beobachten. Als Bahncard100-Kunden sind wir ständig mit der Bahn unterwegs und deshalb regelmäßig Zeugen der folgenden Situation: Erreicht ein Zug eine Verspätung von 15 Minuten, beginnen die ersten Reaktionen. Als erstes erhöht sich der Bewegungsdrang der Passagiere. Sie zupfen sich nervös an der Kleidung, kramen in ihrer Tasche und blicken minütlich auf die Uhr. Mit zunehmender Unsicherheit – („Oh Gott, ich bekomme meinen Anschluss nicht!“) steigert sich das Verhalten dann in Aktionismus. Mit Hilfe der Technik werden nahestehende Menschen kontaktiert. Erreicht man diese nicht, werden Leidensgenossen im Zug gesucht, mit denen man sich gemeinsam empören kann.

 

Wenn man es genau betrachtet, passiert das Gleiche in Organisationen. Sind Mitarbeiter erst einmal verunsichert, verengt sich das Blickfeld. Die Situation, die die Unsicherheit verursacht, bäumt sich förmlich vor den Menschen auf. Sie überlagert alles. Und so werden rasch Leidensgenossen gesucht, mit denen man die unzumutbaren Zustände ausführlich diskutieren kann. Doch wie sagte mal ein Bekannter sehr passend: „Meckern ist wie Schaukeln! Man hat das Gefühl, es bewegt sich was, aber man kommt einfach nicht vom Fleck!“

 

Also was tun? In der Bahn ist es offensichtlich! Ruhe bewahren, abwarten und neue Optionen eruieren und eine Entscheidung treffen. So wie kürzlich auf unserem Weg von Stuttgart nach Braunschweig. Zehn Minuten Verspätung bedeuten auf der Strecke bereits, unser Anschluss in Mannheim ist weg. Also checkt einer von uns die möglichen Optionen.

 

Wie weit könnten wir mit dem Zug weiterfahren? Welche Weiterfahrmöglichkeiten ergeben sich dort? Welche weiteren Alternativen bieten sich? In diesem Fall haben wir uns für einen einstündigen Aufenthalt in Mannheim mit einem Mittagessen entschieden. So konnten wir einen Zug nehmen, der bis Braunschweig durchfährt und keinen weiteren Umstieg notwendig macht. Unser Stresspegel bleibt in solchen Situationen entspannt. Wir haben gelernt, die Unsicherheit anzunehmen, Störungen mit einzuplanen und die entstehenden Optionen in unserem Sinne auszuwählen. Denn eines ist gewiss: irgendwann kommen wir immer an. Und selbst, wenn wir am Ende stranden sollten, können wir an der Tatsache nichts ändern, sondern nur daran, wie wir damit umgehen und den weiteren Prozess gestalten.

 

Das soll jetzt kein Freischein für die Deutsche Bahn sein, ihr störanfälliges System beizubehalten. Übertragen auf organisationale Veränderung hilft uns dieses Beispiel jedoch, Kunden von der Problemlage hin zum Möglichkeitsraum zu lenken. Und wenn sich die Aufmerksamkeit erst Mal auf Lösungen und die eigene Entscheidungsfindung für die nächsten Schritte fokussiert, verliert auch der unsichere Ausgang seinen Schrecken.


Dieser Beitrag ist in der August-Ausgabe des Wirtschaftsmagazin Standort 38 im Rahmen unserer monatlichen Kolumne erschienen. 



Sven Franke & Nadine Nobile sind Gründer von CO:X. Sie gehen als Prozess- und Organisationsbegleiter verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven in Unternehmen  nach. Immer mit dem Ziel den eigenen Horizont zu erweitern und Impulse weiterzugeben und Entwicklung anzuregen.



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